Ulbricht, Walter

Ulbricht, Walter
Ulbricht, Walter
 
Geboren am 30. Juni 1893 in Leipzig als Sohn eines Schneiders, erlernte Ulbricht das Tischlerhandwerk. 1912 trat er in die SPD ein, war von 1915 bis 1918 Soldat und wurde 1919 Mitglied der neu gegründeten KPD. 1923 war Ulbricht bereits Mitglied des Zentralkomitees; 1925 war er für kurze Zeit Mitarbeiter im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) in Moskau, 1926-28 war er Abgeordneter des sächsischen Landtags, 1928-33 Reichstagsabgeordneter der KPD. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Ulbricht im Parteiauftrag nach Frankreich und 1938 in die Sowjetunion, wo er als Vertreter der KPD beim EKKI tätig war. 1943 war er an der Gründung der Widerstandsgruppe Nationalkomitee Freies Deutschland beteiligt. Ende April 1945 kehrte er mit einer Gruppe in Moskau ausgebildeter Parteifunktionäre, der »Gruppe Ulbricht«, nach Berlin zurück, wo er sofort die Wiedergründung der KPD betrieb.
 
Nach der Bildung der SED wurde er deren stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des Zentralsekretariats. 1950-53 war Ulbricht Generalsekretär der Partei, danach bis 1971 1. Sekretär, ab 1949 auch Mitglied der Volkskammer. Nach dem Tode des ersten Staatspräsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde Ulbricht Vorsitzender des 1960 neu geschaffenen Staatsrates und gleichzeitig Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates.
 
Ulbricht bestimmte mehr als zwei Jahrzehnte lang die Entwicklung der SED und der DDR und war, als er alle seine Rivalen in der Partei ausgeschaltet hatte, der einflussreichste Politiker der DDR. Die Führungspositionen in Staat und Partei waren in ihm vereint.
 
Unter Ulbricht wurde die DDR zur zweitstärksten Industriemacht im Bereich des Ostblocks und zum zuverlässigsten Gefolgsmann der Sowjetunion. Nachdem er lange Jahre dogmatisch die Positionen der UdSSR vertreten hatte und zu Stalins Lebzeiten dessen eifriger Anhänger gewesen war, versuchte Ulbricht Mitte der 60er-Jahre, die Rolle der DDR aufzuwerten und eine Lockerung der sowjetischen Vorherrschaft zu erreichen. Indem er 1963 eine von der Partei kontrollierte Wirtschaftsreform einleitete, stellte er sich als Politiker dar, der in der DDR ein eigenes Sozialismus-Modell entwickelt hatte, das für moderne Industriestaaten als Vorbild dienen sollte. Diese Selbstüberschätzung musste die sowjetische Führung verstimmen, die schließlich die Forderung seiner Kritiker im Politbüro unterstützte, seine Ablösung herbeizuführen. Aus Altersgründen trat er am 3. Mai 1971 als 1. Sekretär der SED zurück und machte Erich Honecker Platz. Er verlor den Vorsitz im Nationalen Verteidigungsrat und allen politischen Einfluss, obwohl er, inzwischen erkrankt, bis zu seinem Tode (er starb am 1. August 1973 in Ost-Berlin) Vorsitzender des Staatsrates blieb.

Universal-Lexikon. 2012.

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